Urban Mining und kreislaufgerechtes Bauen

Behutsamer Abriss: Die verschiedenen Rohstoffe werden dabei sauber getrennt und gelagert / © Matthew Henry für Unsplash

Behutsamer Abriss: Die verschiedenen Rohstoffe werden dabei sauber getrennt und gelagert / © Matthew Henry für Unsplash

von Andreas Cattarius, Gebäudeenergieberater (HWK)

In der Wissenschaft seit Jahren bekannt, hat sich das Urban Mining-Konzept zu einem Modewort entwickelt. Es beschreibt die quasi bergmännische Rohstoffgewinnung im urbanen Raum – in der Stadt wie auch in der Kommune. Wie können wir zukünftige Bauaufgaben sozial, ökonomisch und ökologisch bewältigen, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden?

Die Stadt als Rohstofflager

Dem linearen Wirtschaftsmodell und damit der Vernichtung von Ressourcen steht die Idee geschlossener Stoffkreisläufe, neuartig konzipierter Konstruktionen und (Rück-) Bautechnologien sowie innovativer, kreislauforientierter Geschäftsmodelle entgegen.

Die gebaute Umwelt muss als Materiallager verstanden und für die einfache Entnahme von Baumaterialien geplant werden. Internationale Experten haben damit begonnen zu untersuchen wie den Herausforderungen einer Kreislaufwirtschaft mit ganz neuen methodischen Ansätzen begegnet werden kann.

Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Der Einstieg in eine vollständige Kreislaufwirtschaft in unseren Städten und die Schonung unserer natürlichen Ressourcen muss zum zentralen und gemeinsamen Ziel unserer Gesellschaft werden.

Wie können wir zukünftige Bauaufgaben sozial, ökonomisch und ökologisch bewältigen, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden?

Der Trend hin zur Kreislaufwirtschaft

Der Trend zu einer nachhaltigen Ressourcenwirtschaft treibt die Innovationskraft neuer Abfallwirtschaftskonzepte an. Der Entsorgungsbranche steht in den nächsten Jahren ein deutlicher Umbruch bevor. Das Abfallaufkommen wird zwar weiter sinken, trotzdem wird dieser Trend die Entsorgungswirtschaft vor neue Herausforderungen stellen, effiziente Verwertungssysteme zu entwickeln um die lukrativer werdenden Sekundärrohstoffe zu bergen.

© Wikipedia

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Abfall als Rohstofflieferant – Müllberge zu Goldgruben

Gerade die neuen Technologien erzeugen einen steigenden Rohstoffbedarf: Zum Beispiel stecken in einem Windrad rund acht Tonnen Kupfer und bei den großen Offshore-Anlagen sind es bis zu 30 Tonnen. Oder für den Bau eines Elektrofahrzeugs werden etwa 100 Kilogramm Kupfer benötigt, rund doppelt so viel wie für einen herkömmlichen Mittelklassewagen. Dieser wertvolle Rohstoff muss konsequent wiederverwertbar gemacht werden!

Second Life für Auto-Akkus

Die Zweitverwertung der Lithium-Ionen-Batterieblöcke als Energiespeicher für Wind- und Solarenergie: Wenn die Blöcke nach zehnjährigem Einsatz in Fahrzeugen nur noch über etwa 70 Prozent ihrer Anfangskapazität verfügen, soll ihnen ein „zweites Leben“ als Zwischenspeicher eingehaucht werden. Geplant ist die Entwicklung eines Batteriespeicherprototyps, der über eine Kapazität von mindestens 50 Kilowattstunden verfügt.

Von der Straße in die Straße

Eine der innovativen Ideen ist, Altreifen, Asphalt und Bitumen zu gummimodifizierten Asphalt zu verarbeiten. Die Straßen werden leiser und widerstandsfähiger (weniger Spurrinnen, weniger Risse), ihr Bau somit wirtschaftlicher und umweltverträglicher.

Baumaterial „ernten“

Welche vorhandenen (Rest-)Materialien können noch für Bauzwecke verwendet werden? Gebrauchte Stahlträger, alte Armierungen, Holzelemente, Steine und Rohre können einer neuen Bestimmung zugeführt werden. Die Aufgabe ist es, sich bereits vor Beginn eines Gebäudeentwurfs zu überlegen, welche Ressourcen man anstelle neuer Materialien nutzen könnte.

Aufbereitungsanlage für mineralische Abfälle / © Wikipedia

Aufbereitungsanlage für mineralische Abfälle / © Wikipedia

Erste mit dieser Herangehensweise realisierte Bauprojekte zeigen, dass die Ergebnisse keineswegs „Abfall-Architektur“ sind, sondern kreative und innovative Baulösungen mit besonderer Ästhetik.

Das Umweltbundesamt hat zu dem Thema eine kostenlose 70-seitige Broschüre herausgebracht, die Ihr Euch hier herunterladen könnt:

Urban Mining – Ressourcenschonung im Anthropozän

Es ist dazu im Mai 2021 ein Buch von Felix Heisel (Architekt) und Dirk E. Hebel (Prof. für nachaltiges Bauen) erschienen:

Urban Mining und kreislaufgerechtes Bauen

„Dieser Planungsleitfaden zeigt, wie wir in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen unsere Städte der Zukunft bauen können. Dabei spielen geschlossene Stoffkreisläufe, neuartig konzipierte Bautechnologien und insbesondere auch innovative Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft eine entscheidende Rolle – die gebaute Umwelt als Rohstofflager der Zukunft. Internationale Experten verdeutlichen, wie dieser Paradigmenwechsel gelingen kann.“ Fraunhofer Irb Stuttgart, 05/2021, ISBN-13: 9783738805635

© baufachinformation.de

Zum Schluß möchte ich noch auf die Website vom Umweltbundesamt zum Thema hinweisen:

Urban Mining – Strategie zur Kreislaufwirtschaft

Datum: 6. November 2021|Thema: Umwelt und Klima|

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