Wie ihr mithelfen könnt die Zensur in Russland, Iran und anderen Staaten zu umgehen
Anonymus / © Michael Treu für Pixabay
von Andreas Cattarius
Putins Angriffskrieg wird von massiver innerrussischer Internetzensur begleitet. Facebook, Twitter und Instagram wurden bereits gesperrt. Da in Russland alle unabhängigen und kritischen Medien mittlerweile verboten sind, sind solche Dienste die letzte Möglichkeit unabhängige Informationen zu erhalten, sich zu organisieren und die restliche Welt über die Situation im Land zu informieren. Nur noch so ist die Opposition und Zivilgesellschaft in autoritären Ländern noch möglich.
Die totale digitale Zensur
Früher konnten die Menschen in Russland digitale Tools nutzen, um die Zensur zu umgehen. Es wurde ein VPN (virtuelles privates Netzwerk) oder ein Anti-Zensur-Tor-Browser verwendet. Leider hat Putin seit Kriegsbeginn das System der Internetzensur so stark verschärft, dass diese “Instrumente der Freiheit” nicht mehr so problemlos funktionieren.
Aber jetzt gibt es eine neue Lösung, um die Internetzensur zu umgehen. Und jeder hier in Deutschland, kann dabei mithelfen, auch ohne besondere Fachkenntnisse. Es reicht aus, einen Webbrowser mit Internetzugang zu haben.
Hilfe aus Deutschland
Obwohl Putins Zensur die direkte Kommunikation mit Facebook-Diensten etc. unterbindet, kann auf Umwegen darauf zugegriffen werden. Doch diese Wege erfordern einige Zwischenstationen im Internet. Durch sie ist die Verbindung mit den Diensten vergleichbar dem Billard “der Rückprall von den Bällen” möglich. Und je mehr solcher unterschiedlichen Zwischenstationen es gibt, desto schwieriger wird´s für die Zensoren schrittzuhalten.
Der “Tor-Browser”, wie funktioniert er?
Das Tor-Netzwerk, oft nur als „Tor“ (Akronym für “The Onion Router”) bezeichnet, ist ein von Freiwilligen betriebenes System, das dazu beiträgt, die Internetnutzung anonymer zu machen. Mit Hilfe einer modifizierten Version des Browsers von Mozilla dem Firefox ESR können auch Laien schnell einen Einstieg in das Tor-Netzwerk finden.
Sobald der Benutzer sich mit Tor verbindet (i.d.R. über den Tor-Browser), wird sein ausgehender Internetverkehr durch eine zufällige Reihe von mindestens drei Knoten (Relais genannt) umgeleitet, bevor er die unzensierte Website erreicht, die der Benutzer besuchen möchte.
Eine vereinfachte Darstellung der Funktionsweise von Tor / © EFF via Wikimedia
Abgesehen davon, dass er mehrere Knoten durchläuft, wird der Datenverkehr verschlüsselt, und zwar mehrmals. Es verliert an jedem Knoten eine Verschlüsselungsebene, wird jedoch nie vollständig entschlüsselt, erst am Ende des letzten Knotens am Ziel. Die einzige IP-Adresse, die dann für die Website am Ziel sichtbar ist, ist die des letzten Knotens, der als Ausgangsknoten bekannt ist.
Insgesamt besteht das Tor-Netzwerk derzeit aus etwa 7.000 Relays (Knoten) und 800 Bridges. Bridges ähneln Relays, sind aber nicht im Tor-Verzeichnis aufgeführt. Sie werden von denen verwendet, die keinen normalen Zugriff auf das Tor-Netzwerk haben, beispielsweise wenn es gesperrt wurde.
Während du mit dem Tor-Netzwerk verbunden bist, können Aktivitäten niemals auf deine IP-Adresse zurückverfolgt werden . Dein Internetdienstanbieter (ISP) bekommt keine Informationen über den Inhalt deines Datenverkehrs, einschließlich der von Ihnen besuchten Website.
Er “sieht” allerdings, dass du das Tor-Netzwerk benutzt. Das reicht aus, um bei ISP´s und den zensierenden Behörden Verdacht zu erregen. Eine Möglichkeit, dies zu umgehen, ist die Verwendung eines VPN (virtuelles privates Netzwerk), eine Netzwerkverbindung, die von Unbeteiligten nicht einsehbar ist, zusammen mit dem Tor-Browser. https://de.wikipedia.org/wiki/Tor_(Netzwerk)
Konflikte mit der Legalität
Es stimmt schon, dass auch Kriminelle das Tor-Netzwerk fleißig zu nutzen wissen, um auf die verbotenen Teile des Darknets zugreifen zu können. Dazu gehören der Kauf oder Verkauf illegaler Produkte und Dienstleistungen oder die Teilnahme an Foren, die Hassreden verbreiten und Extremismus fördern.
Doch wie eingangs beschrieben, gibt es genug Gründe, warum beispielsweise Regimekritiker das Tor-Netzwerk verwenden müssen, um unerkannt zu bleiben. Tatsächlich ist es völlig legal, Tor zu verwenden, obwohl es in bestimmten Ländern blockiert wurde oder derzeit ist. Außerdem ist es immer noch mit einem Stigma behaftet, sodass Sie wahrscheinlich nicht davon ausgehen sollten, dass Sie es problemlos verwenden können.
Allerdings: “Tor durch VPN ist besser in Bezug auf technische Sicherheit, während VPN durch Tor grundsätzlich die bessere Option für mehr Anonymität ist.” Mit einem VPN könnt ihr eine zusätzliche Schutzschicht hinzufügen und die unverschlüsselte Kommunikation vom Exit Node, die zugleich die größte Schwachstelle des Tor-Netzwerks ist, kontern und verschlüsseln. Quelle: https://www.sonntagmorgen.com/vpn-tor-gleichzeitig/
Lösung gegen die Internetzensur: Snowflake
Mit der neuen Entwicklung – die sich “Tor-Snowflake” nennt – kann jeder normale Browser als Zwischenstation verwendet werden. Die Erweiterung ist einfach, sicher und hilft den Menschen in Russland, Iran und anderen Ländern, die Zensur wirksam zu umgehen. Du kannst deinen Browser wie üblich verwenden, doch gleichzeitig gibst du den Menschen in Russland und anderswo etwas Entscheidendes: Der freie Zugang zu unzensierten Informationen!
Funktionsschema der “Snowflake” – Erweiterung / © snowflake.torproject.org
2019 stellten die BBC und die Deutsche Welle ihre Internetseiten über das Tor-Netzwerk bereit, um Zensurmaßnahmen von antidemokratischen Staaten zu umgehen. Twitter unternahm diesen Schritt 2022 in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine.
Je mehr Menschen hier in Deutschland helfen, desto besser funktioniert das ganze System in den autoritären und zensierten Ländern. Wenn ihr helfen wollt, installiert die Erweiterung (Extension) Snowflake in deinem Browser (geht für Google Chrome und für Firefox), und sie kümmert sich um alles.
Hier noch einige nützliche Links für mehr Information:
Homepage vom “Forum Informatikerinnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung”:
Der Zugang zur Website vom “Forum Informatikerinnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung”:
snowflake.fiff.de/ru.html – in russisch.
Homepage vom Torproject:
Alles, was Sie über Tor wissen wollten, aber nie zu fragen wagten:
Erweiterung installieren:
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