Startschuss für Kulturentwicklungsplanung in Kaiserslautern gefallen
Schulz: “Wichtige Grundlage für unser strategisches, kulturpolitisches Handeln.”
Mit einem ersten Treffen des sogenannten Lenkungskreises fiel diese Woche der Startschuss zur Erstellung eines Kulturentwicklungsplans, kurz KEP, für Kaiserslautern. Im Museum Pfalzgalerie traf sich eine größere Runde aus Vertreterinnen und Vertretern der Lautrer Kunst- und Kulturszene. Zum Auftakt begrüßte Bürgermeister und Kulturdezernent Manfred Schulz die Anwesenden. Dabei betonte er die gesellschaftliche Relevanz von Kultur: “Diese leistet einen wesentlichen Beitrag zum demokratischen Dissens, zur Lebensqualität in einer Stadt und wirkt in alle Lebensbereiche ihrer Bewohnerinnen und Bewohner”. Kaiserslautern sei ein profilierter Hightechstandort, der kreative Köpfe brauche. Gleichzeitig bräuchten Kreativität und Innovationsfähigkeit aber auch eine kulturelle Basis. “Der Kulturentwicklungsplan für Kaiserslautern wird eine Grundlage für strategisches, kulturpolitisches Handeln schaffen”, hob der Kulturdezernent hervor.
Der Wunsch nach einem Kulturentwicklungsplan für Kaiserslautern ist auf einen Antrag der Fraktion Die Grünen im Stadtrat in diesem Januar zurückzuführen. Im April erfolgte die positive Entscheidung des Stadtrates, im Juni legte der Kulturausschuss dann die Vorgehensweise fest. Beim ersten Treffen nun saßen die Leitungen der Kultureinrichtungen von Stadt und Bezirksverband, Vertretungen aus der Politik, der freien Kulturszene, aus den großen Publikumsvereinen wie “Freunde des Museum Pfalzgalerie” oder “Freunde der Fruchthalle und der Kammgarn”, dazu zwei Mitglieder des Jugendparlaments sowie Vertretungen der Beiräte für Migration, Inklusion und Senioren zusammen an einem Tisch.
Christoph Dammann, Leiter des städtischen Kulturreferates und Koordinator des Prozesses, erläuterte anschließend kurz, was genau unter Kulturentwicklungsplanung zu verstehen sei. “Sie ist im kulturpolitischen Aufbruch Anfang der 1980er entstanden, um “unwirtliche Städte” lebenswerter zu machen”, so Dammann. “Nach der Wiedervereinigung war sie vor allem auch ein Sparinstrument, um dann in den 2000er Jahren Konzepte für ein ressortübergreifendes kulturpolitisches Handeln zu entwickeln.” Die ersten Städte mit solchen Ansätzen seien ab 2006 Freiburg und Köln gewesen. “Nun gibt es aktuell in ganz Deutschland entsprechende Projekte, vom Landkreis Nordfriesland im hohen Norden über die Lausitz und Dresden im Osten bis hin zu Trier und Mainz”, informierte er. “Auch das Bundesland Rheinland-Pfalz hat vor über einem Jahr mit einer eigenen Kulturentwicklungsplanung begonnen.”
Wie Dammann weiter ausführte, werde man die Ansätze und Phasen auch in Kaiserslautern verfolgen und anwenden. “Angefangen von der Bestandsaufnahme mit Kennzahlen, deren Auswertung, über Formen der Bürgerbeteiligung bis hin zu den vom Stadtrat beschlossenen Zielen und Maßnahmen”, umriss er das weitere Vorgehen. Dabei kämen mit Unterstützung von KL.digital und der Plattform KL.Mitwirkung auch digitale Instrumente zum Einsatz. “Es gibt bereits eine eigene Webseite unter kaiserslautern.de/kulturentwicklungsplan, auf der nach und nach Informationsmaterial, Vorlagen und Protokolle für jedermann zur Verfügung gestellt werden, um den Prozess von Anfang an sehr transparent zu machen”, meinte Dammann abschließend.
In der darauf folgenden Diskussion definierten die Teilnehmenden die Handlungsfelder, die von Theater, Museen, Konzerten, Film, Literatur über kulturelle Bildung, bildende Kunst, freie Szene, „Stadtgedächtnis“, Architektur bis hin zu Kulturtourismus und Stadtgeschichte reichten. Außerdem wurden verschiedene Aufgabenfelder besprochen und zusammengestellt, beispielsweise Kulturfinanzierung, demografischer Wandel, Publikumsverhalten und coronabedingte Effekte, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Teilhabe, Interkulturalität, Diversität, Barrierefreiheit/Inklusion sowie Kulturmarketing, Ansprache von Nichtnutzenden, Angebote für junge Erwachsene und Programmentwicklung.
Nun sollen die Ergebnisse strukturiert und in kleinen Arbeitsgruppen, denen auch externe Expertinnen und Experten etwa aus Vereinen und anderen gesellschaftlichen Gruppen angehören sollen, Ziele und Maßnahmen daraus abgeleitet werden. Darüber hinaus wurden bereits etliche konkrete Ziele benannt, etwa die Verstärkung des Bewusstseins für die Arbeit der Kultureinrichtungen und der freien Szene in Kaiserslautern in einer breiteren Öffentlichkeit, die Absicherung eines politischen Konsenses zur auskömmlichen Finanzierung von Kulturarbeit, die Verstetigung einer Projektförderung für die freie Kulturszene Kaiserslautern sowie die Weiterentwicklung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen auch aus „kulturfernen“ Milieus. Zusätzlich erarbeiteten die Teilnehmenden weitere Handlungsfelder wie die Konzeption und Implementierung nachhaltiger Kulturarbeit, die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den Kultureinrichtungen und der lokalen freien Kulturszene oder auch die Gewinnung von Räumen für die freie Szene zur Begegnung, für Proben oder als Ateliers, beispielsweise auf dem Pfaff-Areal.
“Es stimmt mich sehr optimistisch, wie viele Menschen hier für die Lautrer Kultur zusammenarbeiten”, freute sich Bürgermeister Manfred Schulz, der allen Teilnehmenden für ihre Bereitschaft zur Mitarbeit am KEP KL dankte. Auch von der Qualität der Diskussion zeigte er sich am Ende des Treffens beeindruckt. Projektleiter Christoph Dammann seinerseits stellte zum Abschluss augenzwinkernd fest: “Das werden wir nie alles schaffen. Aber wenn wir nur die Hälfte davon erreichen, wird das schon eine ganze Menge sein!”
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