Nachwuchssorgen, fehlende Vorstände und Digitalisierung

Die Workshop-Teilnehmenden bewerten die Ergebnisse. © Stadt Kaiserslautern | Autor/in: Pressestelle

Herausforderungen für Vereine zur Bundes-Engagement-Strategie gesammelt

Vereine in Kaiserslautern wünschen sich mehr Unterstützung, mehr Beratung und neue Netzwerke. Sie kämpfen mit dem Schritt in die Digitalisierung, der Vereinsverwaltung und vor allem mit schwindenden Mitgliederzahlen. „Unsere Vereine sind mit diesen Problemen nicht alleine, überall in Deutschland haben Engagierte dieselben Sorgen“, weiß der Ehrenamtskoordinator der Stadt Kaiserslautern, Daniel Helmes. Er hatte zu insgesamt vier Zukunftswerkstätten ins Rathaus eingeladen, um Herausforderungen und Lösungsideen für die Bundes-Engagement-Strategie aus Kaiserslautern zu sammeln. Unter dem Motto „Mit Euch. Für Alle.“ fanden hunderte solcher Gesprächsrunden in ganz Deutschland statt.

Bei diesem riesigen deutschlandweiten „Brainstorming“ werden die besten Ideen und die drängenden Fragen für das Ehrenamt gesammelt. Die Bundesregierung will mit der neuen Engagement-Strategie 29 Millionen Engagierte in Deutschland unterstützen. Keine leichte Aufgabe, weshalb sie die „Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt“ (DSEE) beauftragt hat, Vereine, Organisationen und Akteure vor Ort zu beteiligen. An den Zukunftswerkstätten in Kaiserslautern am 24. Juli und 16. August nahmen rund 30 Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, freiwillig Engagierte und Interessierte teil. Sie sammelten Ideen, beschrieben damit unzählige bunte Zettel und diskutierten in Kleingruppen über ihre Vorschläge. Die so entstandenen Themen bewerteten die Teilnehmenden selbst mit Klebepunkten. Herausgekommen sind zehn Punkte, die Ehrenamtskoordinator Helmes nun nach Berlin weitergibt.

„Für einige der gesammelten Probleme gibt es schon gute Lösungen, häufig fehlt nur die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen“, erklärt Daniel Helmes. Der Normenkontrollrat Baden-Württemberg habe 2019 untersucht, wie stark Vereine durch Vereinsverwaltung und Bürokratie belastet werden. Heraus kam, dass ein typischer mittelgroßer Verein mit einem aktiven Vereinsleben sechseinhalb Stunden Verwaltung pro Woche zu erledigen hat. Für einfache Fragen bietet die DSEE gemeinnützigen Organisationen eine kostenfreie Telefon-Hotline an, die von Montag bis Freitag erreichbar ist. Auch Computerfragen können am Telefon geklärt werden. „Aber für einen Kompetenzaufbau in Vereinen zu Vereinsführung, Digitalisierung oder zu Förderfragen braucht es einen langen Atem, Begleitung und Beratung“, so Helmes.

Dabei sind die geäußerten Sorgen für viele Vereine mitunter existenzbedrohend. Es fehlt an Nachwuchs, der Übergang von einer zur nächsten Generation im Vereinsvorstand steht an, es droht Wissensverlust. Die Vereine wünschen sich motivierte Mitglieder, die Verantwortung übernehmen wollen, Stammtische oder Netzwerke zum Austausch mit anderen Engagierten und Profis im Ehrenamtsbereich. Sie möchten feste Ansprechpersonen für Beratungen und Fragen zum Ehrenamt haben, die näher an ihren Sorgen dran sind, als es eine Telefon-Hotline vermag. Sie sehen Fortbildungsbedarf, sorgen sich darum, dass immer mehr staatliche Fürsorgeaufgaben an Freiwillige übertragen werden und wünschen sich neue Mitglieder durch eine Öffnung für Integration und Inklusion.

„Insgesamt sind die Vereine und Organisationen auf einem guten Weg“, ist sich der städtische Ehrenamtskoordinator sicher. Einige Teilnehmende der Diskussion in Kaiserslautern wünschten sich zudem eine „Kultur des Engagements“, wenn nötig mit einem Pflichtdienst. Zu diesem Thema werde er zu einer erneuten Diskussion einladen, kündigt Helmes an. „Ehrenamt lässt sich nicht verordnen, man kann es nur fördern“, meint der Ehrenamtskoordinator, der von der Beteiligung an den Werkstätten begeistert war. Er will sich auf die Vorschläge konzentrieren, die sich vor Ort in Kaiserslautern umsetzen lassen, zum Beispiel Stammtische und Beratungen.

Die Arbeit der Ehrenamtskoordination wird unterstützt von der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz.

Vorschläge zur Engagement-Strategie können auch online unter https://www.zukunft-des-engagements.de eingereicht werden.

Datum: 22. August 2023|Thema: Bildung und Beruf, Top Aktuell|

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