Landstuhl – Bezirkstag Pfalz beschließt Aktionsplan „Inklusion“
Letzte Sitzung des Pfälzer Parlaments in Landstuhl
Vor zweieinhalb Jahren hat der Bezirkstag Pfalz beschlossen, Diskriminierung im Bezirksverband Pfalz zu verhindern und Teilhabe zu fördern. Vor einem Jahr wurde Stefan Thome als Inklusionsbeauftragter eingestellt, der einen Aktionsplan „Inklusion“ mit 48 Maßnahmen erarbeitet hat, den nun das Pfälzer Parlament in seiner letzten Sitzung in dieser Wahlperiode in Landstuhl einstimmig beschlossen hat. Sie sollen nun in den Einrichtungen des Bezirksverbands Pfalz in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden. Im Streben, eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, haben sich Aktionspläne, die sich auf die UN-Behindertenrechtskonvention stützen, als geeignetes Instrument erwiesen, denn sie ermöglichen einen koordinierten Prozess. Nach einer Kickoff-Veranstaltung sowie sechs Workshops mit Beschäftigten aus allen Einrichtungen hat Thome die Ergebnisse zusammengetragen und die einzelnen Maßnahmen entwickelt, wobei sich die Themenfelder Bildung, Gesundheit, Kultur sowie Arbeit und Beschäftigung herauskristallisiert haben. Als Querschnittsthemen sind Bewusstseinsbildung und Zugänglichkeit angelegt.
Neben dem Abbau baulicher Barrieren soll ein Barrieremelder eingerichtet werden, der es betroffenen Menschen ermöglicht, Beschwerden zu äußern. Es soll Sensibilisierungs-Workshops für alle Beschäftigten des Bezirksverbands Pfalz geben, um Berührungsängste abzubauen und das menschenrechtliche Modell von Behinderung zu vermitteln. Während Erste-Hilfe-Kurse für die körperliche Notfallversorgung weit verbreitet sind, will sich der Bezirksverband Pfalz künftig der Erstversorgung bei psychischen Krisen und Problemen am Arbeitsplatz widmen und entsprechende Weiterbildungsangebote für sein Personal machen. Eine für alle verständliche Sprache, zu der es künftig Workshops gibt, soll bei Veranstaltungsflyern und Online-Angeboten verwendet werden. Für die breite Öffentlichkeit will der Regionalverband im kommenden Jahr ein Inklusionsevent veranstalten. Mit einem Arbeitskreis „inklusiver Arbeitsmarkt“ will man die Personalverantwortlichen der Einrichtungen vernetzen, um ein inklusiverer Arbeitgeber zu werden und mehr Menschen mit Behinderung einzustellen.
Die Biosphärenakademie soll inklusive Angebote vorhalten und die Pfalzbibliothek will einen Wissensspeicher zur Inklusion aufbauen. Das Hofgut Neumühle will das Thema in seine Ausbildung zur Bauernhofpädagogin und zum -pädagogen im Hinblick auf eine tiergestützte Arbeit für Menschen mit Behinderung integrieren. Die Führungen über das Gelände des Hofguts Neumühle sollen so gestaltet werden, dass möglichst alle Menschen daran teilhaben können. Die Pfalzakademie wird das Thema in ihr Seminarprogramm für Unternehmen und Organisationen, insbesondere unter dem Blickwinkel des Changemanagements, aufnehmen. Schließlich will die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt in Speyer ihre 150-Jahr-Feier inklusiv gestalten.
Die Kultureinrichtungen des Bezirksverbands Pfalz wollen Angebote telefonisch oder per Video für jene, die aufgrund von Einschränkungen nicht kommen können, verfügbar machen, auch soll ein ehrenamtlicher Begleitservice für ältere Menschen oder jene mit Behinderung geprüft werden. Das mpk, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, will zu seinem 150. Geburtstag 2025 seine Dauerausstellung so barrierearm wie möglich anbieten; so sollen multisensorische und multimediale Zugänge geschaffen werden. Zudem sollen Sonderführungen, die sich an spezielle Bedürfnisse richten angeboten werden. mpk und Meisterschule für Handwerker Kaiserslautern (MHK) wollen gemeinsam ausprobieren, inwiefern mit Hilfe von 3D-Druck Tastmodelle von Kunstwerken entstehen können. Das Pfalztheater will Produktionen mit Audiodeskription für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen sowie mit Gebärdensprachdolmetschung ausstatten. mpk und Pfalztheater wollen barrierefreie Workshops gestalten.
Alle Fraktionen nahmen Stellung: Dr. Bernhard Matheis (CDU) lobte die strukturierte und empathische Art des Inklusionsbeauftragten, mit der er die Einrichtungen gewann, sich mit dem Thema „Inklusion“ auseinanderzusetzen. Für Manfred Geis (SPD) war es eine wichtige Entscheidung, die Stelle eines Inklusionsbeauftragten zu schaffen und sprach davon, dass Inklusion ein demokratisches Grundprinzip sei. Für Irmgard Münch-Weinmann (Grüne) beginnt Inklusion im Kopf, sie sei eine Gemeinschaftsaufgabe. Manfred Petry (FWG) bedauerte, dass ein solcher vor zehn Jahren gestellter Antrag damals abgelehnt worden sei. Wolfgang Kräher (AfD) nannte den Aktionsplan „beispielgebend“. Und Günter Eymael (FDP) will, dass er möglichst schnell umgesetzt wird.
Einstimmiger Beschluss: Bezirkstag Pfalz stimmt über Aktionsplan „Inklusion“ ab | Foto: Bezirksverband Pfalz
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