Kaiserslautern – RPTU-Start-up ausgezeichnet: Inline Process Solutions gewinnt Hauptpreis beim „Gründungswettbewerb – Digitale Innovation“
RPTU | Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern Landau
R PTU-Start-up ausgezeichnet: Inline Process Solutions gewinnt Hauptpreis beim „Gründungswettbewerb – Digitale Innovation“
Die Jury des diesjährigen „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat aus 220 Bewerbungen der Sommerrunde überzeugende Gründungsideen ausgewählt. Die Auszeichnung fand im Rahmen des Digitalgipfels Ende November statt. Unter den sechs Hauptgewinnern, die für ihre besonders herausragenden Ideen je 32.000 Euro Preisgeld erhalten, ist das 5-köpfige Team von Inline Process Solutions (IPS). Das Start-up, das an der RPTU forscht, nutzt bildoptische Sensortechnologie in Verbindung mit KI-Analyse, um strömende Partikel in verfahrenstechnischen Anlagen zu visualisieren.
Die Chemieindustrie in Europa befindet sich im Wandel. Steigende Energiepreise, strengere Richtlinien und die allgemeine Forderung nach mehr Nachhaltigkeit verlangen nach innovativen Lösungen. Hier können sich etwa eine leistungsfähigere Sensorik und eine anlagenübergreifende Datenanalyse bezahlt machen – gerade auch mit Blick auf zukunftsweisende Technologien zur Dekarbonisierung wie der Produktion von grünem Wasserstoff und Batterietechnologien. Dieses Potenzial will das Gründungsvorhaben Inline Process Solutions (IPS) erschließen. Die Messtechnik der fünf Kaiserslauterer Forschenden macht in Apparaten und Rohrleitungen hochauflösende Bilder des enthaltenen Stoff- bzw. Phasengemischs. Die zugehörige, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Software bestimmt Parameter wie die Partikelgröße und leitet daraus eine Prozesssteuerung und -vorhersage ab.
Den Wert von Prozessdaten heben
„Das System blickt in Rohrleitungen und andere Apparate hinein und erfasst, wie groß Partikel in einem Gemisch sind, welche Form sie aufweisen und wie viele es überhaupt sind“, erklärt Dr.-Ing. Anne Friebel, die sich bei IPS um die allgemeine Produktentwicklung sowie die Zusammenarbeit mit Industriekunden kümmert. Eine Sonde dient als Sensor, und liefert pro Sekunde 5 bis 10 Bilder – idealerweise an einer kritischen Stelle wie beispielsweise kurz hinter dem Auslass eines Trennapparats. Danach verarbeitet eine Software die Bilddaten mittels KI. Die daraus resultierenden Kenngrößen können Anlagenbetreiber über ein User Interface einsehen und für die Steuerung der Prozesse nutzen.
Die Auszeichnung beim „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ unterstreicht die Relevanz der Geschäftsidee: „Wir freuen uns sehr über die öffentliche Anerkennung. Sie macht deutlich, dass wir mit unserer Idee nicht nur potentiellen Kunden einen enormen Wettbewerbsvorteil bieten, sondern dass unsere Produkte auch einen gesamtgesellschaftlichen Impact bieten. Wir danken dem BMWK für die großzügige Unterstützung unseres Gründungsvorhabens und verfolgen mit Interesse weitere Entwicklungen zur Förderung von Start-ups und jungen Gründern durch die Bundesregierung“, Dr.-Ing. Anne Friebel, co-CEO von IPS.
Fokus auf Kristallisation und Sprays
Das System, das unter dem Namen ARIMOS aktuell zur Marktreife entwickelt wird, fokussiert auf zwei Einsatzbereiche: Kristallisation und Sprays. Kristalle können je nach vorherrschenden Bedingungen unterschiedlich aussehen, aber häufig wird nur eine spezifische Variante benötigt, um anschließende Verarbeitungsschritte zuverlässig durchzuführen. Um kostenintensive Fehlproduktionen oder Nachbearbeitungen zu verhindern, zahlt sich der prüfende Blick ins Innere des Apparats aus. „Das Alleinstellungsmerkmal von ARIMOS ist, dass der Sensor besonders kontrastreiche Aufnahmen liefert, welche die KI im Nachgang leicht erkennen und auswerten kann“, so die Ingenieurin. „Und für das Training der KI können wir synthetische Bilder nutzen, so dass das System beim Kunden direkt mit den Live-Messungen starten kann. Damit sind wir einzigartig am Markt.“
Des Weiteren ermöglicht es die Inline-Messtechnik erstmals, Sprays zu analysieren. „Wir sind dabei ganz kleinen Tröpfchen in Gasströmen auf der Spur“, sagt Friebel. „Der Mitriss von Tropfen ist hierbei entscheidend, das heißt, wie viele Flüssigkeitspartikel nach dem Durchlauf durch spezielle Trennapparate noch im Gasstrom enthalten sind.“ Zum einen geht es darum, Produktverlust zu minimieren. Zum anderen besteht die Gefahr, dass nachgeschaltete Anlagen, die nicht mit Flüssigkeit umgehen können, Schaden nehmen. Deswegen kommen in der Industrie üblicherweise zusätzlich mehrere Abscheider zum Einsatz, was Material- und Energiekosten verursacht. Diese aufwändige statische Absicherung kann mit ARIMOS optimiert werden.
Über das Gründungsvorhaben IPS
IPS – das sind Dr.-Ing. Anne Friebel (co-CEO) und ihre Gründungskollegen Dr.-Ing. Jonas Schulz (CEO), Dr.-Ing. Dominic Wirz, Dr.-Ing. Robert Hesse und Andreas Eiden (co-CEO). Alle sind Ingenieure, bringen jedoch aus ihrem jeweiligen Fachgebiet und ihrer Forschungsarbeit an der RPTU Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen – Wirtschafts- und Chemieingenieurwesen sowie Maschinenbau und Verfahrenstechnik – mit. Ihr Gründungsvorhaben wird im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers vom BMWK gefördert. Zugleich unterstützt das Gründungsbüro der RPTU und der Hochschule Kaiserslautern das Team auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Räumlichkeiten und Laborplätze stehen den Gründern am Laboratory of Reaction and Fluid Process Engineering (LRF, Leitung: Prof. Dr.-Ing. Erik von Harbou) zur Verfügung. Als Mentor unterstützt unteranderem Prof. Hans-Jörg Bart, der eine Senior Forschungsprofessur am LRF innehat.
Über den Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen
Der „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ des BMWK orientiert sich thematisch an der „Digitalen Agenda“ der Bundesregierung. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Industrie 4.0, Smart Services, Kultur- und Kreativwirtschaft oder auch Digitalisierungskonzepte in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Logistik. Der Gründungswettbewerb ist offen für alle innovativen Konzepte aus der Informations- und Kommunikationstechnik. Teams, die ihr Gründungskonzept, basierend auf einer innovativen Idee, zum Gründungswettbewerb einreichen, haben die Chance, einen Geldpreis sowie Beratung und weitere Unterstützung zur Realisierung ihrer Gründungsidee zu erhalten.
Die VDI/VDE Innovation + Technik führt den „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ im Auftrag des BMWK durch, von der Ansprache von potentiellen Teilnehmenden über die Entscheidungsvorbereitung bei der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger, Coaching und Qualifizierung für diese sowie Netzwerkbildung, bis zur Vorbereitung und Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen (Preisverleihungen, Netzwerktreffen Connecting the Dots).
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