Erste Maßnahmen zur Schaffung „Neuer Hirtenwege im Pfälzerwald“
Naturschutz durch Weidetiere
Erste Maßnahmen zur Schaffung „Neuer Hirtenwege im Pfälzerwald“ – ein chance.natur-Projekt
Nach der großen Auftaktveranstaltung im vergangenen Juni in Frankenstein, befindet sich das chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen im nächsten Umsetzungsschritt: Am Wingertsberg in Annweiler-Gräfenhausen und in Weyher werden im Januar erste Flächen für die Beweidung vorbereitet. Dazu gehört die Entbuschung der Grundstücke und die Entnahme von einzelnen Bäumen. Diese initialen Maßnahmen laufen voraussichtlich bis Ende Februar. Während dieser Zeit kann es zu Sperrungen und Umleitungen von Wanderwegen kommen. Begleitend werden temporäre Hinweistafeln über die aktuellen Gegebenheiten informieren.
Künftig soll sich hier eine attraktive, lichtdurchflutete Landschaft entwickeln, die Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere bildet. Luftbilder aus den 1950er Jahren zeigen diese Flächen noch als offene von Weinbau, Ackerbau und Grünland geprägte Region.
Vor dem Hintergrund des dramatischen Artenverlustes in Deutschland kommt dem Naturschutzgroßprojekt eine entscheidende Bedeutung zu. Es stellt extensiv genutzte Grünlandflächen, die zu den artenreichsten Lebensraumtypen im Biosphärenreservat zählen, in den Mittelpunkt. Ziel ist es daher, in dem etwa 8.300 Hektar großen Fördergebiet, alte Hirtenwege wieder zu öffnen und neue zu erschließen. Die Weidetiere in den ziehenden Herden können, als „Samentaxis“ dabei helfen Samen und Kleinstlebewesen zu verbreiten. Auch dadurch werden wertvolle Biotope untereinander vernetzt, die Verbreitung von Arten gefördert und ihr Bestand nachhaltig geschützt. Dort wo keine Wanderschäferinnen und Wanderschäfer aktiv sind, kommen andere Weidetiere wie Rinder, Ziegen oder Esel zum Einsatz.
Die Umsetzung des Projekts erfolgt in mehreren Schritten. Bevor die Beweidung in einem geeigneten Gebiet beginnen kann, kümmert sich das Projektteam um den Ankauf oder langfristige Pachtung von Grundstücken. Häufig handelt es sich dabei um ehemalige Acker- oder Grünlandstandorte. Im nächsten Schritt müssen die Flächen entbuscht und von größeren Gehölzen befreit werden. Das geschieht meist maschinell. Erst dann können die Weidetiere dafür sorgen, die Flächen offenzuhalten und ökologisch aufzuwerten. Neben Vögeln, Fledermäuse, Wildbienen, Orchideen und vielen anderen seltenen Tier- und Pflanzenarten sind auch die Menschen, die vor Ort leben oder als Touristen kommen, die zukünftigen Nutznießer des chance.natur-Projektes „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“. Denn die halboffenen Landschaften, die im Rahmen des Projektes entstehen, sind durch einen Wechsel aus Offenland, Wald, Streuobstwiesen sowie Bachläufen geprägt und zeichnen sich durch eine hohe Attraktivität aus.
Das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ wird im deutschen Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen umgesetzt. Projektträger ist der Bezirksverband Pfalz. Das Gesamtvolumen des Projektes liegt bei rund 11,5 Millionen Euro. Die Förderung des Vorhabens erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie durch das Land Rheinland-Pfalz.
Weitere Informationen zum chance.natur-Projekt unter www.hirtenwege-pfaelzerwald.de
Bildunterschrift: Schafherde.jpg (Schafe transportieren in ihrem Fell Samen und Kleinstlebewesen. Damit tragen sie zur Verbreitung von Arten und Vernetzung von Biotopen bei.)
Foto: Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen/Norman Krauß
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