Pirmasens setzt mit Hugo-Ball-Preis Zeichen gegen Antisemitismus

Mit der Verleihung des Hugo-Ball-Preises möchte die Stadt Pirmasens in Zukunft auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden. 

Dies ist das Ergebnis einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart. Angestoßen wurde dieser Prozess von Hito Steyerl und Olivia Wenzel.

Den beiden Künstlerinnen war im Dezember 2022 von der Jury und der Stadt Pirmasens der Haupt- bzw. Förderpreis des Jahres 2023 zugedacht worden. Auf Wunsch der beiden Nominierten wurde die Verleihung ausgesetzt und die Preisgelder zugunsten einer Debatte verwendet, die eine erweiterte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung ermöglichte.

Bei insgesamt drei öffentlichen Veranstaltungen haben sich ausgewiesene Fachleute verschiedener Disziplinen ebenso eingebracht wie Gymnasiasten und die Pirmasenser Stadtgesellschaft.

In Verbindung mit künftigen Preisverleihungen sollen spezielle Veranstaltungen, etwa in Form von Workshops, Lesungen und Diskussionen, mit den Schwerpunkten Antisemitismus und Rassismus zum Rahmenprogramm gehören. Zudem wurde im Hugo-Ball-Kabinett im Forum Alte Post bereits der Themenbereich „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“ durch einen Hinweis auf die aktuelle Debatte und den angestoßenen Prozess ergänzt, um den Diskurs in die Öffentlichkeit zu tragen.

Oberbürgermeister Markus Zwick wird den Gremien einen entsprechenden Beschluss zur Ergänzung der Verleihungsstatuten unterbreiten. Dabei sollen die Vergabe-Richtlinien des Hugo-Ball-Preises geändert und der Förderpreis als Toleranzpreis in Richtung einer Auszeichnung neu ausgerichtet werden, der besonders das Engagement gegen Antisemitismus würdigt.

Künftige Preisverleihungen werden im üblichen Drei-Jahres-Rhythmus geplant, wobei die nächste Preisverleihung turnusmäßig für das Jahr 2026 geplant ist.

Die Debatte und der Prozess zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung werden somit kontinuierlich vorangetrieben. Es wird damit verdeutlicht, dass dies ein bedeutender und unverzichtbarer Schritt im Umgang mit Hugo Balls Werk ist.

     www.pirmasens.de/hugoball

Hintergrund: Seit 1990 verleiht die Stadt Pirmasens alle drei Jahre den Hugo-Ball-Preis. Mit dem Kulturpreis würdigt die Stadt das Werken des in Pirmasens geborenen Künstlers, Schriftstellers und Kriegsgegners Hugo Ball (1886-1927). Dieser hat – u.a. 1916 im Zürcher Cabaret Voltaire – mit Dada eine der einflussreichsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts mitbegründet.

Im Dezember 2022 haben die Jury und die Stadt Pirmasens den Hauptpreis des Jahres 2023 Hito Steyerl, einer der international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart, zugesprochen. Der Förderpreis wurde der Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel zugedacht.

Auf Anregung von Hito Steyerl hat die Stadt Pirmasens gemeinsam mit den beiden Preisträgerinnen und der Vorschlagskommission entschieden, die Verleihung des Hugo-Ball-Preises 2023 auszusetzen – zugunsten einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart.

Im frühen 20. Jahrhundert war antisemitisches Gedankengut weit verbreitet, auch viele Künstler beförderten solche Ressentiments. Entsprechende Textpassagen finden sich auch bei Hugo-Ball, etwa in seiner 1919 erschienenen Schrift „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“. Damit haben sich die Fachwissenschaft und vor allem auch die Hugo-Ball-Gesellschaft bereits ausführlich und wiederholt beschäftigt; sie sind jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent.

Unter dem Eindruck antisemitischer sowie rassistischer Vorurteile und Vorfälle in der Gegenwart halten die Stadt Pirmasens, die Vorschlagskommission und die beiden Ausgezeichneten eine erweiterte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung für vordinglich und geboten.

Alle Beteiligten möchten mir der Verleihung des Preises künftig auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden.

Auftakt zu der Debatte mit insgesamt drei öffentlichen Veranstaltungen war eine moderierte Podiumsdiskussion am 23. Januar 2023 in der Pirmasenser Festhalle. Ausgewiesene Fachleute verschiedener Disziplinen beschäftigten sich mit dem Thema „zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge“.

Ergänzend fand am 19. Juli 2023 auf dem Hambacher Schloss in Neustadt/Weinstraße eine Veranstaltung mit den Pirmasenser Gymnasien statt. Unter dem Motto „Gefahr für die Demokratie? Umgang mit Stereotypen/Vorurteilen in der Kunst“ beleuchteten – mit Unterstützung des Bezirksverbandes Pfalz e.V. –  Impulsvorträge, Präsentationen der Schüler, Diskussionen und ein Abschlusstalk mit der zugeschalteten Hito Steyerl die Thematik.

Die Abschlussveranstaltung am gestrigen Montagabend stand unter dem Motto „Denkansätze und Visionen“. Mehr als 100 Interessierte waren der Einladung ins Forum Alte Post gefolgt. Als Gäste auf dem Podium konnte OB Markus Zwick neben Hito Steyerl und Salome Hohl, Leiterin des Zürcher Cabaret Voltaire, auch drei Vertreter der Pirmasenser Gymnasien begrüßen. Online zugeschaltet war Professor Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank.

Oberbürgermeister Markus Zwick und Kulturdezernent Denis Clauer haben gestern Abend Salome Hohl, Leiterin des Cabaret Voltaire in Zürich, und Medienkünstlerin Hito Steyerl durch das Hugo-Ball-Kabinett im Forum Alte Post geführt (Foto: Stadtverwaltung Pirmasens / Maximilian Zwick)

 

Datum: 18. Juni 2024|Thema: Linkedin, Pirmasens, Top Aktuell|

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