Kaiserslautern – Wie das Wasser im Freibad sauber bleibt ..und was auch im Winter dafür getan werden muss
Wenn die Freibadsaison zu Ende geht, bedeutet dies für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, die hier ihren Dienst verrichten, längst keinen Feierabend. Ein Freibad ist keine Einrichtung, die man im September zusperrt und im Mai wieder auf.
Die komplexe Technik und die Wind und Wetter ausgesetzten Bauten erfordern viel Arbeit, gerade direkt nach Ende der Saison, wenn der Winter vor der Tür steht. Christian Noll und Peter Weingart vom Referat Gebäudewirtschaft geben einen Einblick hinter die Kulissen des Warmfreibads.
Wobei mit „hinter die Kulissen“ eigentlich der Untergrund des Warmfreibads gemeint ist, denn nahezu die komplette Technik liegt unter dem höhergelegenen Areal des Springerbeckens versteckt. Dort verbergen sich die Mess- und Regelanlagen sowie die Umwälzpumpen und Filter, die für eine einwandfreie Wasserqualität sorgen und die durch Kilometer an Leitungen mit den anderen Becken verbunden sind. „Das Warmfreibad verfügt über einen geschlossenen Wasserkreislauf. Das heißt, das Wasser, das in den Becken überläuft – das sogenannte Schwallwasser – wird gereinigt, desinfiziert und dem Kreislauf als Reinwasser wieder zugeführt“, erklärt Christian Noll, im Rathaus zuständig für Sanitär- und Schwimmbadtechnik.
Für die Beckenwasserumwälzung sorgen die neuesten Bauteile im Warmfreibad, eine Reihe hocheffizienter Umwälzpumpen, eingebaut 2023, sehr sparsam und rostfrei, dank einer Sonderbeschichtung. Für die Winterzeit wird die Aufbereitungsanlage dann, mit Ausnahme der Becken, entleert. Komplett entleert werden darf die Pumpenanlage im Winter jedoch nicht, wie Peter Weingart berichtet, vor Ort im Warmfreibad hauptverantwortlich für die Technik. „Ein Rest Wasser muss im Winter in den Pumpen verbleiben um Korrosion sowie ein Verkleben der Dichtungsflächen zu verhindern. Einmal pro Woche werden die Pumpen von Hand gedreht, damit sich nichts festsetzt.“ Weingarts Arbeitsplatz ist unter anderem der große maschinenbestückte Hauptraum im Untergeschoss des Warmfreibads. Hier verrichten die drei Wärmetauscher für das Beckenwasser ihren Dienst, die dafür sorgen, dass das Warmfreibad seinem Namen alle Ehre macht. Die eigentliche Heizung wiederum verbraucht sehr wenig Platz, der komplette Wärmebedarf des Bades wird über Fernwärme gedeckt. Dominiert wird der Technikraum aber von der mächtigen Filteranlage, die aus dem “abgebadeten” Rohwasser wieder Reinwasser herstellt. Sie besteht aus sechs großen Filterbehältern, jeweils aufgebaut aus fünf Filterschichten unterschiedlicher Korngröße, durch die das Wasser von oben nach unten hindurchströmt. Die oberste Schicht besteht aus Hydroanthrazit, einer Kohleart, die molekulargelöste Verunreinigungen an sich binden kann, anschließend Marmorkies, der die Salzsäure neutralisiert, die sich durch den Einsatz von Chlor als Desinfektionsmittel im Wasser bildet. Insgesamt wälzt die Filteranlage 1065 m³ Wasser pro Stunde um, das ist rund ein Viertel des Gesamtvolumens in den Becken des Warmfreibads von 4000 m³.
“Drei der Filter sind allein fürs Nichtschwimmerbecken vorgesehen”, wie Weingart erläutert. Dort entstehe der meiste Bedarf, einfach da hier die meisten Menschen baden und somit auch der Eintrag von Fremdstoffen am höchsten ist (Hautschuppen, Haare, etc.). Vor der Filterung wird dem Wasser ein Flockungsmittel zugesetzt. Dies dient dazu, auch die ganz kleinen Fremdpartikel (< 0,0000001 mm) zu erwischen, die für die Filter zu klein wären. Weingart: „Sie werden elektrochemisch an das Flockungsmittel gebunden welches dann miteinander Flocken bildet, wodurch diese groß genug sind, um ausgefiltert werden zu können.“ Die ganz großen Partikel wiederum werden bereits von den sogenannten Haar- und Faserfängern herausgefiltert, bevor das Wasser in die eigentliche Filterung gelangt. Diese müssen in bestimmten Phasen des Badbetriebs täglich gereinigt werden, zum Beispiel im Frühjahr und September, wenn der Eintrag von Pflanzenmaterialien wie Samenkapseln und Laub der Bäume stärker wird. Die Filter werden zweimal pro Woche in der Saison „rückgespült“, um den eingetragenen Schmutz zu entfernen. Im Rahmen der Einwinterung werden die Filter mit hochgechlortem Wasser für etwa 30 bis 45 Minuten gespült, anschließend verbleibt das stark desinfizierende Wasser für ca. einen halben Tag im Filter. Alle Leitungen werden außerdem gründlich durchgespült. Vor der Saison wird dann überprüft, wieviel Filtermaterial verbraucht wurde und entsprechend wieder aufgefüllt.
Die drei wesentlichen Werte der Wasserqualität (pH-Wert, Chlorgehalt und der Redoxwert, der das Verhältnis zwischen Verschmutzung und Desinfektionsmittel misst) werden von der Mess- und Regelungstechnik permanent überwacht. Bei zu geringem Desinfektionsmittelanteil im Badewasser korrigiert die Anlage die Abweichung vom Sollwert vollautomatisch, etwa durch Zuführung von weiterem Chlorgas. Im Falle eines zu geringen pH-Wertes korrigiert die Regelungstechnik diesen durch Zugabe von Natronlauge. Das Bäderpersonal führt täglich Kontrollmessungen durch, um zu überprüfen, ob die Anlage richtig misst. Während der Saison läuft die Wasseraufbereitung 24 Stunden am Tag. Nach der Saison wird das restliche Chlorgas in Form von Chlorgasflaschen abgeholt, da es aus Sicherheitsgründen nicht über Winter im Bad bleibt.
Stichwort Sicherheit: Dass ein ernstzunehmender Unfall mit Chlorgas passiert, ist aufgrund mehrerer Sicherheitsvorkehrungen nahezu auszuschließen, wie Noll und Weingart vermitteln: „Die Chlorgasanlage ist ein Vollvakuumsystem, das heißt, das Gas wird nur aus den Flaschen entnommen, wenn der nötige Unterdruck im System herrscht. Das führt dazu, dass selbst bei einer winzigen Leckage die Ventile an den Chlorflaschen sofort schließen und kein Gas mehr strömt.“ Der Chlorgaslagerraum ist ferner mit einer hochsensiblen Sensorik ausgestattet, die bei minimalen Gasspuren sofort vollautomatisch über eine ständig besetzte Leitstelle die Feuerwehr informieren würde. Weingart und Noll klären dann auch noch ein weitverbreitetes Missverständnis auf: „Der typische Chlorgeruch in Hallenbädern ist kein Zeichen für zu viel Chlor, wie viele meinen. Er entsteht vielmehr bei der Reaktion des Chlors mit stickstoffhaltigen Ballaststoffen wie Schweiß und Harnstoff zu sogenanntem gebundenem Chlor, welches aus dem Wasser ausgast. Das heißt, wenn es nach Chlor riecht, dann ist der Chlorgehalt für den aktuellen Verschmutzungsgrad des Wassers nicht zu hoch, sondern zu niedrig.“
Die ganze Technik wird regelmäßig von Fachfirmen überprüft, Bauteile wie etwa die Rutsche oder der Sprungturm vom TÜV. Bei der Inbetriebnahme im Frühjahr werden gewartete Bauteile eingebaut, die Dichtheit der Anlagen überprüft. “Auch im Winter sind unsere Mitarbeiter aber regelmäßig vor Ort, es gibt eine Checkliste, welche Routinearbeiten wöchentlich zu machen sind”, berichtet Noll. Was die Becken angeht, gehen die Arbeiten aber erst im Frühjahr richtig los. Im Winter verbleibt das Wasser in den Becken, um ein Abplatzen der Fliesen durch Frost zu vermeiden. Auch hat das Wasser eine Gewichtsfunktion und drückt das Becken nach unten, so dass ein „Aufschwimmen“ auf dem Grundwasser vermieden wird. In den nach wie vor mit Wasser gefüllten Becken werden an den Seiten in den kommenden Wochen Eispolster befestigt, um Frostschäden an den Beckenwänden zu vermeiden. „Sobald die Wasseroberfläche gefriert, geht der Druck nicht auf die Wände, sondern auf die Polster über“, erläutert Weingart deren Funktion. Im Zuge der Wintervorbereitungen entfernt das Bäderpersonal außerdem alles, was leicht abzumontieren ist und nicht im Freien stehen sollte: Sitzbänke und Mülleimer etwa oder die Roste, die den Überlauf am Beckenrand abdecken. Die Winterpause wird vom Bäderpersonal dann genutzt, um im Innern der Gebäude Instandhaltungsarbeiten anzugehen.
In diesem Winter ist indes im Warmfreibad noch mehr zu tun als sonst. Die Vorbereitungen der großen Baumaßnahme des nächsten Frühjahrs zeichnen sich in Form von entfernten Bodenplatten neben dem Sprungturm schon jetzt ab. Das alte Springerbecken wird 2025 – wie bereits am Nichtschwimmerbecken geschehen – durch ein Edelstahlbecken ersetzt, im Rahmen dessen der Beckenumgang ertüchtigt. Die beiden Techniker jedenfalls sind von den Vorteilen des Edelstahlbeckens überzeugt: „Im Vergleich zum gefliesten Becken sind der Reinigungs- und Wiederherstellungsaufwand wesentlich geringer.“ Auch die in die Jahre gekommene Mess-, Steuer- und Regelungstechnik der Beckenwasseraufbereitung wird ersetzt. Insgesamt lässt sich die Stadt die Inwertsetzung rund 2,1 Millionen Euro kosten. Damit auch künftig ein sicherer Badebetrieb im Warmfreibad möglich ist.
Fotos: Stadt Kaiserslautern
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