“GREIFBAR – KRIEG IM BLICK” | UKRAINISCHE KÜNSTLER!
Ukrainische Künstlerinnen und Künstler im Fokus!
Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums zeigt vom 22. April bis 6. August 2023 die Ausstellung “Greifbar – Krieg im Blick ukrainischer Künstler.” Die Schau präsentiert insgesamt 84 Werke 15 ukrainischer Künstler*innen, die sich mit den radikal veränderten Lebensumständen im Kriegszustand auseinandersetzen. Die Gastkuratorin Iryna Yeroshko, selbst Ukrainerin, hat in einem Open Call in der Ukraine die Künstler*innen ermittelt und die Exponate ausgewählt.
Die Ausstellung, die im Schwerpunkt Fotografie, aber auch 4 filmische Arbeiten und eine Installation zeigt, führt das Publikum in die junge ukrainische Kunstszene ein und berührt Fragen wie:
- Gibt es einen Platz für Kreativität im ständigen Zustand der Gefahr?
- Können Künstler*innen etwas erschaffen, wenn die Erfüllung ihrer menschlichen Grundbedürfnisse in Gefahr ist?
- Kann Kunst in Kriegszeiten unpolitisch sein?
- Gibt es heute einen sicheren Ort in Europa?
Angesichts des Krieges, den Russland in einem europäischen Land im 21. Jahrhundert führt, ist in Westeuropa oft die Rede davon, dass der Krieg trotz intensiver Berichterstattung nicht greifbar sei. Die hier ausstellenden Künstler*innen haben den Krieg jedoch persönlich und körperlich erlebt, und dies hat ihre Art, künstlerisch zu arbeiten, verändert.
Ziel der Ausstellung ist es, die Distanz zwischen den Zuschauer*innen und den in der Ukraine künstlerisch Agierenden zu verringern, die Erfahrungen Letzterer greifbarer und verständlicher zu machen sowie die Aufmerksamkeit auf qualitativ hochwertige Arbeiten zu lenken, die Künstler*innen trotz des Krieges produzieren. Alle in dieser Ausstellung vorgestellten Projekte sind während des Jahres 2022 entstanden.
AUSGESTELLTE KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER:
- Anastasiia Mietielieva, 20 Jahre alt, wurde in Saporischja geboren. Ihr Projekt handelt von dem Leben, das sie mit ihrem Mann während des Krieges in der Ukraine führen kann und ihren allzu kurzen Begegnungen.
- Iryna Loskot, 21 Jahre alt, stammt aus Kharkiv. In ihrer Arbeit “Artist talk” entwertet die Künstlerin ganz bewusst die Kunst im Angesicht des Todes.
- Maryna Brodovska, 35 Jahre alt, lebt in Kiew. In ihrem Projekt “At a painful distance” erforscht die Künstlerin die thematischen Zusammenhänge zwischen Familie, Wurzeln und kulturellen Bindungen, und den Schmerz darüber, all das zu verlieren.
- Oleksii Konopelko, 32 Jahre alt, lebt in Kamianske. In dem Projekt “Mutafory Lili” sieht der Künstler den Krieg im Spiegel „nuklearer Mystik“ und Naturwissenschaft.
- Kate Hrynko, 33 Jahre alt, wurde in Kiew geboren. In ihrem Projekt “Primogenitors” erforscht sie ein Familienporträt, die Wurzeln in der Tradition und ihre eigene Identität.
- Alina Panasenko, 22 Jahre alt, wurde in Sewerodonezk geboren. Das Projekt “Donbas in colors” analysiert die Kindheit unter Kriegsbedingungen.
- Maryna Levchenko, 24 Jahre alt, kommt aus Tschernihiw. Das Projekt “Cycle 24” widmet sich der ersten Rückkehr nach Hause seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine.
- Yuliia Drapushko, 31 Jahre alt, wurde in Pershotravensk in der Dnipropetrovska-Region geboren. Unter dem Titel “Temporary displaced” erforscht die Künstlerin die familiäre Bindung zu ihren Haustieren und wie der Krieg nicht nur die Menschen, sondern auch das Leben der Tiere verändert hat.
- Artur Byzenko, 31 Jahre alt, wurde in Lviv geboren. In dem Projekt “The Negative mood” geht es um die innere Reflexion seines Zustands nach Kriegsbeginn und um persönliche Erfahrungen, die zu einem künstlerischen Akt als Ausweg aus der negativen Stimmung dieser Zeit geführt haben. Daraus entstand eine völlig neue Vision seiner Fotografie.
- Olena Shved, 47 Jahre alt, stammt aus Kiew. Das Projekt “The Eidetics of Burnout Syndrome” beschäftigt sich mit dem Thema Burnout bei medizinischen Fachkräften und der Entwicklung des posttraumatischen Syndroms.
- Dima Tolkachov, 33 Jahre alt. Er wurde in Mala Vyska geboren und lebt in Kiew. Sein Projekt “Faces” ist ein Versuch, metaphorische Porträts des Krieges zu generieren, ohne in den persönlichen Raum der dargestellten Menschen einzudringen, die die Invasion erlebt und überlebt haben.
- Daryna Snizhko, 21 Jahre alt, wurde in Kharkiv geboren. Der Dokumentarfilm-Essay “Die Februarpest” ist ein Versuch, die erste Woche der russischen Invasion im Februar 2022 in
Bildern zu verarbeiten. - Oleksandra Viazinko, 32 Jahre alt. Sie wurde in Winnyzja geboren. Das Projekt “Visible Radiation” beschäftigt sich mit dem Thema der Generationen übergreifenden Erinnerung.
- Sofiya Chotyrbok, 31 Jahre alt, stammt aus Zolochiv und lebt derzeit in Mailand. Ihre künstlerische Untersuchung konzentriert sich auf das Thema der Identität in der postsowjetischen Gesellschaft und auf Archive intimer und häuslicher Erinnerung. Sie werden durch Fotografie, Video und Stoff in eine allgemein menschliche Angelegenheit verwandelt. “Noli me tangere” ist ein Projekt, das über eine subtile und vorübergehende Trennung nachdenkt. Es handelt von einem intimen Bedürfnis, Zuneigungen und Erinnerungen zu schützen, sie der Sinnlosigkeit der Realität zu entreißen.
- Yevseviia Ziakina, 20 Jahre alt, stammt aus Kharkiv. In ihrem Projekt “Oberehy” geht es um moderne ukrainische Amulette. In Zeiten des Krieges verlassen die Menschen ihre Häuser, aber oft finden sie einen Platz für einen Gegenstand, der keine praktische Bedeutung hat, aber zu wichtig ist, als dass man ihn zurücklassen könnte.
Am 04.07.2023 – 10:00 Uhr bis 04.07.2023 – 18:00 Uhr | Saarlandmuseum – Moderne Galerie | Bismarckstraße 11-15 | 66111 Saarbrücken
Mehr Informationen unter:www.modernegalerie.org