Kaiserslautern – Rütschhofstraße: Stadt testet Kompromisslösung

Rückbau von sechs Berliner Kissen – Neue Banner und Tempodisplays
Sollte man die Fahrradstraße in der Rütschhofstraße für den motorisierten Individualverkehr ganz sperren oder sie gar für Autos wieder komplett freigeben – wenigstens in der Zeit der Vollsperrung der Erzhütter Straße? Oder irgendetwas dazwischen? Und wie kann es gelingen, dass sich Fahrräder, Autos, Busse und alle anderen Verkehrsteilnehmer dort mit Respekt und unfallfrei begegnen? Das Meinungsspektrum zur ersten Fahrradstraße in Kaiserslautern ist ebenso groß wie das Gefühl der einzelnen Nutzergruppen, benachteiligt zu werden.
Nach eingehender Prüfung der Situation und Auswertung des umfangreichen Feedbacks sowie basierend auf einem Beschluss im Arbeitskreis Radverkehr versucht sich die Stadt nun an einem Kompromiss. Am Freitag wurden sechs der zwölf umstrittenen „Berliner Kissen“ – das sind künstliche Buckel, die Autos und größere Fahrzeuge zum Abbremsen und damit zum Einhalten des Tempolimits zwingen – wieder entfernt. Zu oft kam es Berichten zufolge durch stark und plötzlich abbremsende Fahrzeuge zu brenzligen Situationen gerade auch für beteiligte Radfahrer. Um alle Autofahrer an die Regeln der Fahrradstraße zu erinnern, wurden neue Banner aufgehängt. In dieser Woche kommen noch drei dauerhaft installierte Geschwindigkeitsanzeigen hinzu. Punktuell soll auch geblitzt werden, wie Baudezernent Manuel Steinbrenner am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin mit Ortsvorsteher Thorsten Peermann erläuterte.
„Das ist der Versuch eines Kompromisses, um die vielfältigen Interessen auszugleichen“, beschreibt Steinbrenner die Maßnahme. Drei Monate wolle man die Situation nun beobachten und dann gegebenenfalls wieder nachsteuern, falls sich herausstellt, dass zu rücksichtlos gefahren wird. „Ich kann nur alle Verkehrsteilnehmenden um Rücksicht bitten und vor allem diejenigen, die mit dem Auto unterwegs sind, sich an das Tempolimit und an das Überholverbot zu halten. Falls das nicht gelingt, werden wir die Kissen wieder installieren oder anderweitig nachbessern.“
Eine Absage erteilte der Beigeordnete der Idee, die Fahrradstraße für den Zeitraum der Baumaßnahme in der Erzhütter Straße wieder beidseitig für Autos befahrbar zu machen. „Das Gefahrenpotenzial ist einfach zu hoch“, berief er sich auf eine Stellungnahme der Straßenverkehrsbehörde. Ebenfalls sei der Vorschlag nicht umzusetzen, den Radweg, der kurz vor dem Alten Forsthaus bergauf in Richtung Welschgasse von der Rütschhofstraße abzweigt, für Autos zu öffnen. Auch die Voraussetzungen für einen fest installierten Blitzer lägen nicht vor, ebenso wenig für eine Abschnittskontrolle. Bei dieser auch „Section Control“ genannten Überwachungsmethode wird nicht das Tempo eines Fahrzeugs an einer bestimmten Stelle erfasst, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Messpunkten errechnet.
Die Maßnahme, einen Teil der Berliner Kissen wieder zu entfernen, wurde bereits vor einigen Monaten im Arbeitskreis Radverkehr der Stadt beschlossen. Auch der Ortsbeirat Erzhütten-Wiesenthalerhof votierte am vergangenen Mittwoch für den Teilrückbau.
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